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„Dies ist ein kurzes Buch, denn Bücher über das Schreiben sind voller Blödsinn.“
Das Wichtigste zuerst: Man muss kein Stephen-King-Fan sein, um Das Leben und das Schreiben zu lesen. Denn es gibt darin kein einziges Horror-Blutbad. Dafür gibt es den Werdegang eines faszinierenden Autors, verpackt in ein Werk, das man ohne Weiteres als die Definition of Cool in Buchform beschreiben könnte. Es zu lieben wäre vollkommen untertrieben. Zumindest, was mich betrifft.
Memoiren, Ratgeber, Handbuch, Meisterwerk.
Der erste Teil von Stephen Kings Memoiren ist eine Hommage an das amerikanische Kleinstadtleben der Fünfzigerjahre: hoffnungsvoll, bisweilen lustig und geprägt von Comics, Kino und den Streichen zweier Brüder. Was diesen Teil so besonders macht, ist Kings Schreibe, die wie gewohnt in Sekundenschnelle das richtige Gefühl auslöst. Nur, dass es diesmal kein wohliges Horror-Gefühl ist, sondern Neugier, Freude, Trotz, Liebe – je nachdem, was das Leben eben gerade auslöst.
Unvergesslich wird mir Kings Beschreibung des ersten Alkoholrausches als Jugendlicher bleiben, der vom nichtigen Moment zum Schlüsselerlebnis wird, da der Autor später lange abhängig war. Nein, man muss sicher kein Fan sein, um das Durchhaltevermögen eines Mannes zu bewundern, der für das Schreiben lebt und vielleicht noch lebt, weil er schreibt.
„Schreiben ist veredeltes Denken.“
Man muss auch kein Schreiber sein, um das Buch zu lesen, das sich im zweiten Teil zum Handbuch für (angehende) Autoren verwandelt – alleine schon wegen der vielen Anekdoten. Da ich nun mal schreibe, kann ich nicht recht beurteilen, was dieser Buchteil mit anderen Leuten macht oder nicht macht. Ich habe ihn verschlungen und derart mit pinkfarbenem Textmarker bearbeitet, dass ich eigentlich auch direkt das ganze Buch hätte ausmalen können. Und natürlich habe ich mich jedesmal gefreut, wenn der Held aller Horrorromane etwas so ähnlich macht wie ich.
Man muss für dieses Buch kein Leser sein, auch wenn es vollgestopft ist mit Verweisen auf eigene und andere Werke. Stephen Kings oft erwähnter Romanerfolg Carrie, den er noch in einem Trailer an einem Kindertisch schrieb, katapultierte ihn 1974 in die Riege der hauptberuflichen Autoren. Die Entstehungsgeschichte des Romans hat mich total gefesselt.
„Es gibt keinen Ideenfriedhof, kein Geschichtenkaufhaus und keine Insel der begrabenen Bestseller; gute Geschichten scheinen buchstäblich aus dem Nichts zu kommen, aus dem blauen Himmel segeln sie direkt auf uns zu.“
Und sonst? Man sollte kein Ignorant sein, kein grottenschlechter Autor und kein Arschloch, das keinen Spaß versteht. Sollte man sowieso nie. Man sollte jemand sein, der nicht nur eine Begabung hat, sondern auch die nötige Hartnäckigkeit, um diese zu leben. Auch, wenn das Leben einem manchmal ganze Vans entgegenschmeißt – Stephen King hatte während des Schreibens einen schweren Unfall.
Ich habe mit dem Buch meine Bibel gefunden – mit dem Unterschied, dass ich es gelesen habe und bestimmt wieder lesen werde. Es nicht zu empfehlen wäre wie nicht zu schreiben. Vollkommen unmöglich.
„Ich tue, was ich kann, und zwar so gut, wie ich kann … Das Leben ist kein Stützgerüst für die Kunst. Es ist andersherum.“
Stephen King veröffentlichte über 50 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten, Kolumnen, Drehbücher und Essays. Sein neuer Roman Das Institut ist am 09. September 2019 erschienen.
Titel: Das Leben und das Schreiben
Autor: Stephen King
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Heyne
Auflage: 08. Februar 2011