Das kennst du bestimmt auch: Gerade sitzt du noch im Halbschlaf vor deinem Kaffee, und im nächsten Moment prangert dein Gegenüber den ganzen Hass und Weltschmerz an, der ihm oder ihr täglich bei Social Media begegnet.
Jetzt kannst du zwei Dinge tun. Erstes: Du kannst versuchen, das Thema zu wechseln. Dann bist du die Ignorantin, die mit ihrem politischen Desinteresse die Weichen für die Machtergreifung des Bösen stellt. Zweitens: Du kannst auch gegen die Hetze bei Social Media hetzen. Dann wirst du aber fortan das Sinnloseste tun, was Lebewesen auf diesem Planeten je getan haben: Du wirst dich auf Facebook mit irgendwelchen Flachpfeifen anlegen.
Aber hallo, sagt dein Gegenüber, …
… Das, was bei Facebook steht, das dürfe man ja aktuell auch nicht so stehen lassen. Dagegen muss man sich wehren, zum Beispiel mit gesundem Menschenverstand. Allerdings kannst du dann auch gleich mit einem Wattestäbchen zum Fechtduell antreten. Denn deine Beweggründe für Wortwechsel auf diversen Social Media Plattformen mögen ehrenhaft sein, aber am Ende stehst du garantiert heulend und frustriert auf dem Schlachtfeld rum und ziehst die Nase hoch.
Warum nervt der Schlagabtausch bei Social Media eigentlich so?
Weil Social Media uns nahezu täglich vor Augen führt, dass so vieles im Argen liegt und wir die Welt trotzdem nicht in unserer Mittagspause retten können. Und ja, verdammt, das macht ohnmächtig und auch mal Angst. Aber vielleicht sollten wir uns auch des Öfteren vor Augen halten, dass unser Feed gar nicht die echte Welt ist, sondern nur ein sehr kleiner Teil davon, der ab und zu mal unter Größenwahn leidet. Klar sind die Leute hinter deinem Feed alle echt und viele davon total gefährlich. Die Leute in Dating-Portalen sind ja schließlich auch alle echt und viele davon total attraktiv, ne.
Spaß beiseite, was machen wir jetzt gegen die Verbreitung des Bösen?
Mir fällt da aktuell nur die massive Verbreitung des Guten ein: Ich könnte demnächst jeden Hasspost einfach mit dem Apfelkuchen-Rezept meiner Oma kommentieren, der war nämlich unfassbar lecker. STOP HATE, EAT CAKE. Klingt doch gut, oder? Vielleicht kommentierst du ja demnächst auch mit Marmorkuchen, Unsinnspoesie, Liebesgedichten oder Katzen-Emojis. Auch Häschenwitze haben damals schon meine Mutter fast zu Fall gebracht.
Aktuell beginnt mein Tag übrigens damit, dass ich mit ein paar wildfremden Menschen bei Twitter #schoenewoerter austausche.
So habe ich gegen sechs Uhr dreißig nicht nur den ersten Kaffe, sondern auch das erste Lächeln im Gesicht, weil jemand spontan mit dem Wort „Knete“ oder „blümerant“ um die Ecke kommt. Ob das die Welt retten wird? Ja. Nur nicht heute, aber bald.