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Mit den Buchtiteln ist das ja so eine Sache. Ich zum Beispiel versuche beim Buchkauf förmlich zu erfühlen, ob was Trauriges im Buch drinsteht. Mit etwas Traurigem will ich nämlich nichts zu tun haben, was sich bei mir auf Bücher, Filme, Podcasts und eigentlich auch alles andere erstreckt. Wenn ich Traurigkeit vermeiden kann, gehe ich ihr weiträumig aus dem Weg und entscheide mich für Action mit Jason Statham.
Ich schreibe das hier auf einer Tastatur, die ohne Umlaute ist, weil ich beim Kauf im Internet leider nicht auf Äs oder Ös geachtet habe, und ein paar Buchstaben sind auch nicht an der Stelle, an der sie sich ansonsten befinden. Also gehen meine Finger manchmal Umwege. Und ich gehe Umwege um Traurigkeit, und später muss ich alles noch mal überarbeiten, weil manche Sachen zum Leben gehören und ohne sie der Rest dann stellenweise auch wenig Sinn ergibt.
Das Leben ist kurz gesagt kein Actionfilm. Sondern an manchen Tagen möchtest du schon heulen, wenn der Hund deiner Nachbarin sich nicht genauso freut dich zu sehen wie umgekehrt. Traurigkeit ist selbst dann anstrengend, wenn sie nur durch die Ritzen des Alltags scheint.
Wegen dieser ganzen Sache habe ich Mariana Lekys Buch „Kummer aller Art“ zuerst nicht gekauft und dann irgendwann doch. Weil ich mich daran erinnert habe, dass ihr Buch „Was man von hier aus sehen kann“ zu den traurigsten und gleichzeitig lustigsten seiner Art gehört. Ich habe mir förmlich einen Ruck gegeben, als ich auf dem Weg nach Frankfurt in einer Bahnhofsbuchhandlung stand – und dem Kummer eine Chance gegeben.
Uns siehe da, der versprochene Kummer ist nicht nur auszuhalten, sondern hat auch eine hohe erzählerische Ästhetik: Das Buch fasst die kleinen und großen Absurditäten des Lebens zusammen, die wir in unserem Inneren kultivieren oder in die wir hineingeraten, wenn wir auf dem Weg zur Arbeit, zum Bäcker, in unsere eigene Vergangenheit, in eine andere Stadt oder nur mal kurz ins Bad wollen, die Tür aber nicht mehr aufgeht.
Kummer aller Art könnte genauso gut Gedanken aller Art heißen – oder Menschen aller Art.
Und unter den Menschen vornehmlich Nachbarn aller Art und Psychoanalytiker aller Art, die aber selten konsultiert werden, sondern zuhauf zu Lekys Familie gehören und am Rande in Gesprächen ihren Senf dazugeben. Man möchte sie allesamt dafür umarmen, weil sie so klug und fröhlich sind. Überhaupt möchte ich nach dem Lesen des Buches in das Haus mit den Nachbarn aus dem Buch ziehen, in eine eingeschworene Zweckgemeinschaft, die sich gegenseitig wieder aufrichtet und sich dann und wann echten Zucker leiht.
Das Buch ist übrigens gar kein Buch, sondern eine Sammlung literarischer Kolumnen.
Das Leben in mundgerechten Stücken, mit Figuren, die einem direkt ans Herz wachsen, weil sie das tun, was wir alle tun: Sie eiern beherzt durch ihren Alltag und können an der einen oder anderen Stelle etwas nicht. Schlafen. Entspannen. Sich entscheiden. Schnell genug Paroli geben, wenn ein anderer in der Bäckerei ungerecht wird. Und das macht es so gut, die ganzen Geschichten zu lesen. Denn das Leben ist selten pathetisch und meistens ziemlich wuselig.
Wir alle haben diese Unordnung in uns, manche mehr und manche weniger. Wir alle räumen ungern auf und geben uns nach außen hin auf Hochglanz poliert.
Letztens hat eine Freundin gesagt, dass wir durch die riesige Coachingwelle, die in den letzten Jahren förmlich über unseren Köpfen zusammengeschlagen ist, unheimlich gut darin geworden sind, sehr schick über unsere Probleme zu reden – nur im Lösen wären wir noch genauso schlampig wie immer. Mariana Lekys Buch ist eines über unsere unaufgeräumten Seiten und über die Tatsache, dass wir alle mehr als genug davon haben. Und dass es okay ist, weil Leben eben so und nicht viel anders geht.
Klare Leseempfehlung!
Auf dem Rücktitel des Buches steht was Wahres, und das gilt fürs Leben und für die Traurigkeit: man kann beidem nicht dauerhaft ausweichen. Und am schönsten ist beides immer noch in einem Buch von Mariana Leky.
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