Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich unter fehlender Impulskontrolle leide. Das ist interessant, aber auch oft nervig, besonders für einen selber. Wenn man da jetzt noch Alkohol draufkippt, geraten die Dinge leicht aus den Fugen, daher bleibe ich lieber bei der Theorie:
Elisabeth Raether hat mit ihrem Buch DIE TRINKENDE FRAU dem Alkohol ein Denkmal gesetzt, das ich hier sehr gerne weiterempfehle. Quasi als abstinenten Alkoholgenuss für die Handtasche. Das Buch besteht aus vielen intelligenten, amüsanten, bildschön von Jean Jullien illustrierten Beiträgen, die teilweise zwischen 2011 und 2016 im ZEIT-Magazin in der gleichnamigen Kult-Kolumne veröffentlicht wurden.
Jeder dieser Beiträge ist eine Ode an einen Drink oder an eine Facette des Trinkens. Ich schätze, die Autorin spricht aus eigener Erfahrung, anders kann ich mir die Eleganz der Sprache nicht erklären.
Sonderapplaus übrigens dafür, dass Frau Raether es schafft, von rudimentären Trinkgewohnheiten mit einem lässigen Schwenk des jeweiligen Glases zu feministischen Themen und dann wieder zu Berliner Sauftrends überzuleiten.
Heute vergesse ich übrigens ganz oft zu trinken. Das heißt, ich nehme mir morgens schon vor, abends einen Gin Tonic zu trinken, weil der ja gut schmeckt, und dann vergesse ich es wieder. Gourmet Drinking nennt man das, habe ich auch aus dem Buch gelernt. Somit ist es eigentlich auch ein Sachbuch, sieh an.
Gourmet Drinking macht aber natürlich sehr viel weniger Spaß als fehlende Impulskontrolle und ist dann auch nur noch halb so interessant für die anderen. Sowieso: Wenn man etwas nicht richtig macht, dann kann es meines Erachtens nach auch ganz lassen. Ich gehe ja auch nicht auf halbhohen Schuhen raus.
Das Buch | Die trinkende Frau |
Die Autorin | Elisabeth Raether |
Der Verlag | PIPER |
Gebundene Ausgabe | 4. Oktober 2016, 128 Seiten |
Wo du es lesen solltest | In einer Bar in Berlin |
Was du dazu tragen solltest | Ein Cocktailkleid |