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Manche Bücher gehen einem nicht mehr aus dem Kopf, weil ihre Story bzw. ihr „Was wäre, wenn …“ förmlich in einem weiterarbeitet. So ein Buch ist DER WAL UND DAS ENDE DER WELT: die wunderbare Geschichte eines Dorfes, das eines Tages einen Mann rettet, der eines Tages das Dorf rettet.
Zur Story:
Der Analyst Joe wird bewusstlos an der Küste Cornwalls angespült, nachdem er nach einer überstürzten Flucht aus seinem Büro, seinem Leben und seinen Klamotten zunächst ins Meer und dann ins Fahrwasser eines Wals geraten ist. Schnell sind gleich mehrere Bewohner des idyllischen Fischerdörfchens St. Piran zur Stelle, um dem Fremden erste Hilfe zu leisten und ihn dann ohne viel Aufhebens ins Dorfleben zu integrieren. Schließlich ist er nun mal da, macht nicht gerade einen lebensmüden Eindruck und ist überdies ein ziemlich sympathischer Kerl.
Doch Joe umtreibt ein Geheimnis, das größer ist als die Geschicke des Dorfes.
Denn als Erfinder eines Programms, mit dem man globale Abwärtstrends vorhersehen und an der Börse zu Geld zu machen kann, weiß (nur) er, dass sich gerade eine weltweite Katastrophe zusammenbraut. Und diese bedroht neben dem Rest der Welt auch die 307 Dorfbewohner in ihrer Existenz, die Joe so beherzt aus dem Meer geholt haben. Also beschließt Joe still und heimlich, ganz alleine das Dorf zu retten. Doch in St. Piran geht man die Dinge lieber gemeinsam an, und Joe lernt, dass man auch in Krisenzeiten immer mit dem Guten rechnen sollte.
Harmonie-Szenario mit aktuellem Kern.
Zugegeben: Vor ein paar Wochen wäre John Ironmongers Roman um einen Londoner Investmentbanker, der in der Mitte einer abgeschotteten Dorfgemeinschaft einer katastrophalen Epidemie die Stirn bietet, noch als modernes Märchen durchgegangen. Heute stehen wir anders zu Themen wie Lebensmittel-Knappheit, Lockdowns, täglichen Todesfallzahlen, menschlichen Abgründen oder auch gemeinschaftlichen Stärken, die in Krisenzeiten zum Vorschein kommen. Daher ist das Buch, das bereits 2015 im Original erschienen ist, gerade bemerkenswert aktuell.
Doch in erster Linie ist DER WAL UND DAS ENDE DER WELT ein geradezu liebevolles Gedankenspiel zur Frage, auf welchem Wege unsere Zivilisation wohl zusammenbrechen oder gerettet werden könnte. In die eine oder in die andere Richtung gibt es bestimmt weit mehr als eine Möglichkeit. Mit hat es ungemein viel Freude gemacht, mich auf die des John Ironmonger einzulassen. Lesen!
Das Buch | Der Wal und das Ende der Welt |
Der Autor | John Ironmonger |
Der Verlag | S. FISCHER |
Taschenbuch | Auflage: 6. (27. März 2019), 480 Seiten |
Wo du es lesen solltest | Am Meer |
Was du dazu tragen solltest | Gummistiefel |
John Ironmonger promovierte in Zoologie und wechselte später in die IT-Branche. Er lebt mit seiner Frau in einem kleinen Ort in Cheshire, nicht weit von der Küste entfernt. Sieht man ein Foto von ihm, möchte man sich sofort neben ihn in einen Pub setzen und wochenlang übers Leben reden. Hier gehts zu einem aktuellen Interview mit ihm.