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Kürzlich vorm Grillen: „Ach übrigens, ich hab das Wespennest gefunden”, sage ich zu meinem Mann und deute auf einen alten Blumentopf, der direkt neben unserem Grill steht. Wer irgendwann mal ein DIY-Wespennest bauen möchte, der braucht offenbar nur eine dieser Garten-Kugellampen länger auf so einem Blumentopf zu platzieren, und schon hat er eine ziemlich komfortable Wespen-WG. Und jetzt?
Kurz entbrennt zwischen den vier zum Grillen anwesenden Personen eine Diskussion, ob man Wespen lieber schützen, sofort töten (echt jetzt?) oder einfach professionell umsiedeln lassen sollte.
Klingt alles stressig. Ich bin für Ignorieren. Ganz nach dem Motto: Ich sehe euch nicht, ihr seht mich nicht, Leute. Im Übrigen sehen die ca. 15 schick gestreiften Tierchen, die da unter unserer Lampe wohnen, nicht grad wie Killer aus. Eigentlich voll süß, so mit genügend Abstand, und der ist heute ja quasi Standard. Kurz finde ich es ungerecht, dass unsere Grillgemeinschaft noch vor fünf Minuten beim Anblick eines Eichhörnchens mit einem kollektiven Awwwwww reagiert hat, um jetzt diese coole Wespen-Combo zu dissen.
Einen Tag später ziehe ich das beste Tierbuch der Welt aus dem Regal und schlage nach, welche neuen Haustiere wir uns da eigentlich unfreiwillig angelacht haben.
OH, EIN TIER! von Felix Bork ist aufgrund seiner großen Beliebtheit im Februar 2020 vom Eichborn-Verlag neu aufgelegt worden und eine spaßige Ode an die heimischen Tierarten. Der krakelige Stil hat mich sofort begeistert, und auch die lockeren Wortwitze sind genau mein Ding. Schon das Blättern durch die dicken Pappseiten des großformatigen Buches macht richtig Bock, und man kann eigentlich an jeder Stelle einsteigen.
Würden Vespen Kotelett Grillen? Summen sie Lieder, wenn sie verliebt sind? Machen sie bei Wettbewerben auch schon mal ein Stechen?
Wenn das irgendwo drinsteht, dann garantiert hier! Ich erfahre, dass Wespen Hautflügler sind. Naja, damit würde ich an ihrer Stelle nicht beim ersten Date angeben, das klingt irgendwie schlüpfrig. Sie leben räuberisch (schon interessanter), bilden Staaten und teilen sich die Arbeit, die so anfällt. Eigentlich ganz sympathisch.
Ich blättere weiter im Buch und bleibe kurz bei den Spinnen hängen: Spinnenmännchen, welche die Paarungsrituale nicht einhalten, werden von Spinnenweibchen gefressen. Aha, recht so. Meine Jungs würden jetzt auf dem Boden liegen vor Lachen, weil da auch steht, dass Spinnen „keinen Pimmel“ haben. Überhaupt ist das Buch sehr, sehr lustig geschrieben und in Verbindung mit den verrückten Zeichnungen ein echter Spaß.
Manchmal ist es auch nicht jugendfrei.
Aber wer schon mal beim Abendessen mit seinen Kindern unfreiwillig zugesehen hat, wie die eigenen Krebse es hemmungslos im Aquarium treiben, der sieht das mit der Fortpflanzung ja sowieso eher locker.
Wo wir grad bei den Vögeln sind: es werden alle interessanten heimischen Arten vorgestellt, und außerdem auch noch Fische, Amphibien, Reptilien und Lieblingstiere wie Igel, Eichhörnchen oder Otter. Und achja, die vergessenen Tiere: Der Text über die Muscheln am Ende des Buches ist einfach nur groß.
Fazit: Fuck Flipper, lies Felix Bork.
Und geh mal raus in die Natur. Oder in den Garten. Oder in den Park. Guck unter Steine. Oder in Tümpel. Oder in Pfützen. Füttere jemand anderen als immer nur doofe Enten. Und tu dir selbst einen Gefallen und nimm dieses großartige, spaßige Standardwerk der ungebremsten Tierliebe mit.
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Übrigens: Beim Grillen haben die Wespen uns echt in Ruhe gelassen. Sag ich doch, die sind gar nicht so. Wer noch mehr heimische Natur will, dem empfehle ich ferner das Bestimmungsbuch OH, EINE PFLANZE! Ihr ahnt wahrscheinlich schon, von wem das ist.